Bildquelle und Urheberin: Emilia Forster

Was ich an Schule ändern würde

Gedanken einer 14-jährigen

22. April 2019

von Emilia Forster

Ich finde in der Schule wird viel zu viel Wert darauf gelegt, jeden Schüler anzupassen, ihnen die unwesentlichen Dinge beizubringen, die man sich kurzfristig in den Kopf drückt und im nächsten Moment wieder vergisst – all das, um sie in dieses System einzugliedern. Ein System bestehend aus Leuten, in dem viele Menschen zehn Stunden am Tag vor dem Computer im Büro sitzen – und jeder tut das nur, um überleben zu können. Das ist der Sinn von Schule.

Vorbereitung auf eine materialistische Gesellschaft

Eine Vorbereitung auf das Überleben in dieser materialistischen Gesellschaft. Und Schule ist nur noch wie eine Fabrik: Es werden Tausende komplett gleicher Exemplare, die Schüler, hergestellt, um sie dann in den Massenhandel zu zwängen.

Es geht nicht mehr darum, das Interesse an der Welt zu wecken, dieser einzigartigen Welt. Es geht nicht mehr darum, Schüler von ihr und auch von sich selbst zu begeistern. Man findet als Heranwachsender gar nicht mehr die Zeit oder die Anhaltspunkte, um sich selbst zu finden, um sich selbst zu kreisen, zu erschaffen und herauszufinden, was in einem steckt. Alles wird verdrängt, vielleicht sogar ausgelöscht durch diese monotone Rolle, in die man gesteckt wird. Ich persönlich möchte die Welt kennenlernen, ihre Geheimnisse entdecken, die Theorien, die dahinter stecken, nachvollziehen – all diese spannenden Gedanken. Womöglich sind einige Ereignisse der Vergangenheit wichtig –  ja, aber das einzig Wichtige passiert doch vor unserer Nase: die Gegenwart. Realität.

Mehr Gedankenaustausch auf menschlicher Ebene

Alles, was momentan passiert und Spekulationen darüber, was uns passieren könnte – das ist das, was mich oft wach hält, zum Denken anregt und was mich wirklich interessiert. Ich will viel mehr diskutieren, mehr Gedankenaustausch auf menschlicher Ebene und nicht nur Sätze über den vergangenen Russlandfeldzug Napoleons von 1812, irgendwas in mein Heft kritzeln, um es nach der nächsten Stunde eh schon wieder vergessen zu haben.

Außerdem möchte ich mich kennen lernen. In diesem Alter ist die Zeit, in der vieles unsinnig erscheint, wo sich vieles wendet, wo viele Fragen auftauchen und man wenige Antworten erhält. Man braucht Zeit für die Selbstfindung. Denn in der Schule durch geförderte Selbsterschaffung Schülern den Freiraum zu geben, das zu tun, woran sie interessiert sind – Dinge wie Musik, Kunst, Sport oder Schreiben, aber auch allgemeine lebenspraktische Dinge wie Kochen oder Steuern und Rechnungen, das würde uns wirklich weiterbringen. Wenn Schüler einfach mal ihren Gedanken freien Lauf lassen dürften, wäre viel gewonnen. Neben solchen Dingen kommen auch ethische Werte viel zu kurz. Die Vermittlung der sozialen Verhaltens- und Denkweisen, allgemeine Gleichheit, egal welchen Alters, egal welcher Hautfarbe, egal welcher Herkunft und egal welcher Sexualität, das wären wichtige Themen, aber darüber wird in der Schule nie gesprochen.

Emilia Forster

ist Schülerin eines Münchner Gymnasiums in der 8. Klasse. Sie empfindet unser gegenwärtiges Schulsystem als überholt und repressiv. Emilias vielfältige Talente und Fähigkeiten sowie die ihrer Mitschüler*innen gehen in diesem unzeitgemäßen Schulsystem leider unter. Sie verfügt über außergewöhnlich hohe künstlerische Fähigkeiten und ist sprachbegabt – z.B. gewann sie 2018 den 4. Platz des Tom-Sawyer-Schreibwettbewerbs der Stadt Rees in ihrer Alterskategorie. Die Illustration zu diesem Artikel ist von Emilia.

 

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