Neumarkter Nachrichten

vom 16. September 2017

Parteiloser Widder will Spektrum des Bundestages weiten

von Alexandra Haderlein

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„NEUMARKT – Auf seiner Homepage findet sich ein Video, wie er mit einem weiteren Unabhängigen Wahlplakate baut und klebt, im Gepäck hat er derzeit einen dicken Ordner, der mit Schreiben der Kommunen gefüllt ist, die ihm bescheinigen, dass er seine Wahlplakate aufhängen darf. Was andere mit mehreren Mitarbeitern stemmen, macht Elmar Widder in einer One-Man-Show. Seine Mission: Politik und Bevölkerung aufrütteln.

Elmar Widder sieht sich selbst weder links noch rechts, und die Sitzverteilung nach Fraktionen im Parlament hält er für überholt: „Ich will kein Parteisoldat werden und sitze dort, wo mein Gewissen sowie das Grundgesetz sind, und wo ich die Wähler-Interessen am besten vertrete – insbesondere auch derer, die in Leiharbeit stecken.“

Der 39-jährige Amberger hatte als wissenschaftlicher Mitarbeiter in England gearbeitet. Der Vertrag lief aus, seit April kümmert er sich um sein Projekt „Bundestagswahl 2017“. Dass er die Rolle eines Außenseiters und damit nur geringe Chancen auf den Einzug in den Bundestag hat, ist ihm bewusst.

„Aber ich möchte mir später nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben.“ Und das sei mit Blick auf den erstarkenden Rechtspopulismus dringend nötig, findet der Jurist, der einen Doktortitel in Europa- und Völkerrecht vorweisen kann. Auf die Frage, was man von ihm erwarten kann, wenn man ihn wählt, reagiert er ein wenig ungestüm: „Von einem Underdog wie mir erwartet man eine Musterlösung. Was erwarten Sie von den großen Parteien?“

Er appelliert daher an alle: Ein Wandel, der nötig sei, könne nämlich nur passieren, wenn alle mit anpacken – das gelte gleichermaßen für die Bürger („sich wieder mehr einbringen“), für Politiker (Rahmenbedingungen für mehr Mitspracherecht der Bürger schaffen und als Volksvertreter „wieder nach dem Gewissen statt gemäß der Parteimeinung entscheiden“) und die Wirtschaft („der Neoliberalismus ist ein Raubtierkapitalismus“): „Sonst kommen wir dorthin, wo wir schon einmal waren: Die Leute wollen Protest und suchen sich eine Alternative. . .“

Selbst wenn er es in den Bundestag schaffen sollte, hält er seine Möglichkeiten für begrenzt: „Aber ich erweitere das Meinungsspektrum, darum geht es.“ Sein zentrales Element ist, dass die Politik wieder den Bürgern dienen müsse, auch auf EU-Ebene. Sein – wenn auch überspitzter – Vorschlag: „Man könnte eine Beteiligungskammer einrichten, in der Volksvertreter, die ausgewürfelt werden, mitwirken.“

Statt Musterlösungen wolle er Denkanstöße geben. Auf drängende Probleme sehen diese so aus: Die Polizei im Inland solle statt mehr Befugnissen eine bessere Ausstattung bekommen und die Sicherheitsorgane sollen sich besser austauschen.

Die Diskussion um die Obergrenze für Geflüchtete nennt Widder fadenscheinig: „Theorie und Praxis gehen auseinander: Eine Obergrenze ist rechtlich gar nicht möglich.“ Er will verurteilte Verbrecher und alle, die bloß das Sozialsystem ausnutzen wollen, wirkungsvoller abschieben als bisher: „Dazu braucht es Personal.“ Das Geld dafür nähme er aus dem Militäretat, „und darf man über die Vermögenssteuer gar nicht mehr im Parlament sprechen?““

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